Die große zentrale Schlussrunde der Kreisliga in Landau am 05. März

Es war ein spannender Kampf zu erwarten des Tabellen-Zweiten SC Westheim II gegen die punktgleiche Mannschaft von Turm Kandel II, der die Niederlage von Speyer-Schwegenheim in Runde 4 zur Tabellenführung verholfen hatte. Beide Teams reisten mit 6 Punkten an, nach jeweils drei Siegen bei einer Niederlage. – Die Tabellensituation war sehr unübersichtlich, für Westheim II mit der Konsequenz, dass je nach Abschneiden der ersten vier Teams von Platz 1 bis Platz 4 alles „drin" war.

Die Aussichten verdunkelten sich jedoch noch sehr kurzfristig, und zwar ausgesprochen drastisch. Auf Grund einer Verkettung ungünstiger Umstände konnte Westheim II nur mit drei Spielern antreten, startete also bereits mit einem 0:1-Rückstand.

Und nach weniger als einer halben Stunde wurde es ganz dunkel ...

An Brett 1 hatte Klaus Stadler mit den schwarzen Steinen Michael Gehrlein zum Gegner, wie die Wertungsziffern besagen, eine lösbare Aufgabe für ihn, aber sicher nicht eine leichte.

Der Kandeler Spieler begann die Partie auch keineswegs mit einem beeindruckenden Feuerwerk von Zügen, sondern brachte routiniertes, solides Schach auf das Brett. Schließlich leistete er sich im 8. Zug sogar einen fragwürdigen Springer-Ausfall. Statt aber diese Aktion mit einem schlichten Bauernzug zu widerlegen und daneben auch noch einen Stellungsausgleich zu erreichen, tauschte Schwarz an einer anderen Stelle des Bretts.

Mit einem eher rätselhaften Verteidigungszug „schenkte" Schwarz seinem Gegner dann noch die Chance eines leicht erkennbaren Mattangriffs. Und in der Tat war die Partie nach dem nächsten Zug mit einem Weiß-Sieg beendet, nach einer Spielzeit von deutlich weniger als einer halben Stunde.

Nun war ein Zwischenstand von 2:0 für Kandel erreicht, der Sprung auf Platz 1 der Tabelle und damit zur Kreisliga-Meisterschaft für Westheim II stand nicht mehr zur Debatte.

Brett 3 wurde Schauplatz eines Kampfes zwischen Raphael Weil, einem der beiden Youngster aus Kandel, und Hans Münch.

Der Jugendliche legte sich mit den weißen Steinen gewaltig ins Zeug und leitete, mit offensichtlich stabilem Trainingshintergrund, eine Stellung ein, in der Schwarz lieber nicht Königsindisch spielen wollte, sondern sein Heil in der Grünfeld-Verteidigung suchte, getreu dem Prinzip, dass Königs­indisch eher zum Remis führt, die Grünfeld-Verteidigung dem Schwarzen jedoch bessere Siegchancen eröffnet. (Dies zeigen viele Partien der letzten Jahrzehnte von eminent starken Spielern, wie etwa Vachier-Lagrave, Svidler, Giri, Nepomniachtchi oder Ivanchuk.)

Durch einige etwas schwächere Aktionen von Weiß begünstigt, konnte sich Schwarz, so der Computer, leichte Vorteile erspielen, die in der Computer-Berechnung durch negatives Vorzeichen markiert sind. Im 11. Zug startete Weiß im Zentrum einen Angriff, den Schwarz zwar parierte, aber nicht entschlossen genug in eine wirklich tragfähige Gewinnstellung für sich überführen konnte. Es entstand vielmehr eine Stellung mit beiden Damen und allen vier Türmen im Zentrum, schwer zu durchschauen und noch schwerer zu beurteilen, mit hoher Fehlergefahr auf beiden Seiten.

Da Hans Münch für seinen Mannschaftskameraden Wolfgang Becki am benachbarten Brett 2 nicht mit einem Sieg rechnete, sondern eher mit einer Punkteteilung, schien es ihm nicht sinnvoll, trotz der massiven Unwägbarkeiten selbst auf Sieg zu spielen, um ein Mannschafts-Unentschieden im Bereich der Möglichkeiten zu halten. Er bot also Remis an. Vielleicht betrachtete sein Gegner den wahrscheinlichen Partieausgang mit mehr Skepsis, er nahm das Remis-Angebot ohne längeres Nachdenken an.

Wolfgang Becki mit Weiß an Brett 2 konnte seine Partie dann insofern gelassen zu Ende bringen, als das Gesamt-Ergebnis (Niederlage für Westheim) bereits unwiderruflich feststand.

Sein jugendlicher Gegner war mit der doch ungewöhnlichen Eröffnung, die Weiß gewählt hatte, sehr gut zurecht gekommen; ohne dass Weiß einen wirklichen Fehl­zug gemacht hätte. Der Computer berechnet für Schwarz bereits vor dem 10. Zug einen nicht im Gewinn-Sinne tragfähigen, aber doch auch nicht unbeachtlichen Vorteil.

Langsam, fast unmerklich gelang es dem Kandeler Spieler, seine Stellung gegen kenntnisreichen Widerstand zu stabilisieren und damit seinen Vorsprung auszubauen. Mit dem 20. Zug etwa wurde sichtbar, dass der strategische Vorteil eines aktiven und zentral postierten schwarzen Läuferpaars im Zusammenwirken mit zwei verbundenen Freibauern für den Ausgang der Partie wohl eine entscheidende Rolle spielen würde, zu Ungunsten von Weiß.

Wolfgang Becki setzte all seine Erfahrung, gerade auch die von schwierigen Partien, ein, um das Ruder herumzureißen. Doch das Ungleichgewicht der Stellungen war zu massiv geworden. Ein Sieg für Weiß war nicht mehr zu erwarten; so gab Weiß bald auf, zumal ein anderer Ausgang dieser Partie für das Gesamtergebnis und die Platzierung in der Tabelle bereits belanglos geworden war.

Turm Kandel II wurde Kreisliga-Meister und wird in der nächsten Saison wohl in der Bezirksklasse antreten. Platz 2 blieb nach deren Sieg gegen Landau VI der Speyerer Mannschaft vorbehalten. Nach immerhin drei Siegen in 5 Partien und damit 6 Mannschaftspunkten landete Westheim II auf Platz 3.