Westheim II in den November-Kämpfen

Einen rabenschwarzen Tag erlebte Westheim II am sechsten November in Runde 2 nach dem knappen Sieg im Oktober. Ersatzgeschwächt ging dieses erste Heimspiel der Saison gegen die ausgesprochen jugendliche Mannschaft von Landau V mit 0,5 : 3,5 Punkten verloren.

Leonardo di Caro kämpfte sich für Westheim II an Brett 3 mit den schwarzen Steinen sehr bald in eine Stellung, in der sein Gegner es für klug hielt, ein Remis-Angebot zu machen. Ebenso klug von Leonardo war es, die Offerte anzunehmen und nicht etwa in einer undurchsichtigen Konstellation auf eine siegreiche Fortsetzung zu hoffen. (Auch der Computer stuft die Abschlussstellung als eine mit hoher Remis-Wahrscheinlichkeit ein.)

An Brett 2 entschied sich Mathias Scherer mit Weiß für die als sehr seriös bekannte und neuerdings wieder in der Weltspitze häufig anzutreffende „Italienische“ Eröffnung. Sein Landauer Gegner, im Übrigen mit einem doch sehr deutlichen Wertungspunkte-Vorsprung, konnte aber doch bald von den üblichen Pfaden abweichen, nachdem Weiß im 6. Zug einen frühen riskanten Königsangriff gestartet hatte.

Seine sehr ambitionierte und mutige Partieführung kostete Weiß dann im 10. Zug einen Bauern, nachdem es ihm nicht gelungen war, einen von Schwarz aggressiv positionierten Läufer verlustfrei zu vertreiben. Insgesamt war die weiße Stellung damit bereits in eine Schieflage geraten, die der Landauer Spieler konsequent ausbaute. Nach einem weiterem Materialverlust für Weiß war die Aufgabe - im 29. Zug - schließlich unvermeidlich.

An Brett 4 konnte Niklas Sell in einer „französischen“ Weiß-Partie anfangs recht gut mithalten. Er errang schnell leichte Vorteile, die sich jedoch nach einer unglücklichen Abwehr eines schwarzen Angriffs gegen den weißen König nicht halten ließen; vielmehr verlor die weiße Stellung das Gleichgewicht. Einer drohenden Springer-Gabel konnte Weiß gerade noch aus dem Weg gehen, musste dafür aber das Rochade-Recht aufgeben und eine Schwächung des Damenflügels in Kauf nehmen. Dass sich Weiß auf einen unvorteilhaften Abtausch einließ, darf man getrost der jetzt insgesamt sehr schwierigen Situation zuschreiben.

Mit einem Turm gegen zwei Türme in deutlichem Material-Minus war die Partie schließlich rettungslos verloren. Weiß stemmte sich noch tapfer und geschickt gegen die bereits klar absehbare Niederlage, streckte aber im 29. Zug die Waffen.

Damit lag Landau V uneinholbar mit 2,5 : 0,5 in Führung.

Das Ergebnis der letzten Partie an Brett 1 war für das Mannschafts.Gesamtergebnis somit unwesentlich geworden. Klaus Stadler hatte es, die schwarzen Steine führend, mit einem ihm der Papierform nach deutlich unterlegenen Gegner zu tun. Doch von einem entscheidenden Unterschied dieser Größenordnung war in der Partie nicht viel zu spüren. (Gerade bei sehr jungen Spielern ohne Jahre lange Schach-Erfahrung ist dies allerdings öfter zu beobachten.) Weiß ließ in den ersten 10 Zügen entsprechend keinerlei Schwächen erkennen. Und nach dem 15. Zug gelang es Schwarz dann nicht, mehrere doch problematische Entscheidungen seines jugendlichen Gegners auszunutzen.

In Zug 28 stellte Schwarz einen Springer ein; damit war die Partie gelaufen und das Gesamt-Ergebnis stand auf 3,5 : 0,5 für Landau V.

Schon in der folgenden Runde 3 drei Wochen nach Runde 2 wartete mit Landau VI die andere Landauer Kreisliga-Mannschaft, die von den Wertungsziffern her kaum hinter Landau V zurücksteht. Entsprechend war der Ausgang der Partie schon reichlich offen und Westheim II rechnete mit allem anderen als einem Spaziergang. – Und das wurde der Kampf auch nicht.

An Brett 3 wurde die Partie mit den wenigsten Zügen gespielt. Gerhard Grabau war als Weiß-Spieler sehr bald mit einem halben Punkt zufrieden, die Schluss-Stellung ließ auch für keine Seite eine klare Gewinn-Linie erkennen.

An Brett 2 hatte Klaus Stadler mit Schwarz eine der beiden jungen Frauen aus der Landauer Mannschaft zur Gegnerin hatte. Es entstand eine sehr interessante „Nimzo-Indisch"-Partie, in der sich – angesichts des hohen Wertungs-Vorsprungs von Schwarz doch überraschend - bald eine für die Landauer Spielerin sehr vielversprechende Stellung entwickelte. Sie konnte die Chance aber nicht nutzen, und die Gewichtsverteilung änderte sich zu Gunsten von Schwarz.

Im 26. Zug errang Schwarz dann einen „Qualitäts"-Vorsprung: Schwarz gewann einen der weißen Türme und musste dafür nur einen Läufer geben. Nach dem Damen-Austausch wenige Züge danach und einem später folgenden Turm-Austausch schien Weiß endgültig auf der Verliererstraße, Nun aber konnte Schwarz den Vorteil nicht wirklich nutzen, es bahnte sich vielmehr ein Remis an.

Nach einem Fehlgriff von Weiß im 53. Zug war die Partie jedoch praktisch für Schwarz entschieden. Schwarz wickelte die Stelllung routiniert ab und setzte im 70. Zug matt.

Wolfgang Becki hatte es an Brett 1 mit dem gegnerischen Mannschaftsführer zu tun, dem er mit dem von ihm gewohnten Können energisch zusetzte, auch durch die Wahl eines eher extravaganten Anfangs-Zuges mit den weißen Steinen.

Das Spiel seines Gegners kann man wiederum als Beweis dafür heranziehen, wie problematisch es ist, aus der Wertungsziffer oder, wie hier, aus der Tatsache einer nicht vorhandenen Wertungsziffer eine Prognose über das konkrete Ergebnis einer Partie abzuleiten. Zweifellos hatte Schwarz einfach einen guten Tag erwischt. Aber er kam auch mit der von Wolfgang Becki an diesem Tag gewählten „Sokolsky-Eröffnung“ geradezu erstaunlich gut zurecht. Nach unabwendbarem Qualitätsverlust streckte Weiß mit dem 30. Zug schließlich die Waffen.

Es stand nun 1,5 : 1,5, die Entscheidung über das Mannschaftsergebnis musste an Brett 4 fallen, wo die zweite der Landauer Frauen mit Weiß gegen Hans Münch antrat. Sie spielte ebenso wie ihre Mannschaftskameradin auf einem Niveau weit über dem, was ihre Wertungsziffer anzukündigen schien.

Die Partie verlief recht lange ausgeglichen, mit wechselnden leichten Vorteilen. Gleich zwei Mal versäumte es Schwarz jedoch, durch einen besseren Zug einen möglichen Figuren-Gewinn zu realisieren. Immerhin sprang in der zweiten dieser Stellungen ein Qualitäts-Gewinn für Schwarz heraus. (Schwarz gewann einen weißen Turm und musste dafür nur einen Läufer geben.) Daraufhin entwickelte sich ein zäher Kampf um leichte Vorteile, in dem Schwarz den Weg auf die Siegerstraße zuerst nicht zu finden schien.

Auch in dieser Partie bahnte sich also  ein Unentschieden an, die Weiß-Spielerin machte schließlich ein Remis-Angebot. Schwarz aber verließ sich etwas riskant auf seinen leichten Material-Vorteil und lehnte ab. Und die Partie schien streckenweise auch in ein Unentschieden durch Zugwiederholung zu münden. Endlich aber erkannte Schwarz, wie der Qualitäts-Vorsprung entscheidend zu nutzen war. Schließlich gab die Weiß-Spielerin nach 90 (!) Zügen die aussichtslos gewordene Partie auf.

In die Runde 4 am 5. Februar in Speyer geht die Kreisliga mit einer etwas ungewöhnlichen Tabellensituation: Der Kreisliga-Mannschaft von Speyer-Schwegenheim auf Platz 1 folgen gleich drei Mannschaften, darunter auch Westheim II, mit nur einem Punkt Rückstand.