Die ganz neu gebildete Gast-Mannschaft Maxau-Wörth III erwies sich am Kerwe-Sonntag als sehr unbequemer Gegner in der Kresiliga. Sie war wie Westheim II vollzählig angetreten, übrigens mit durchweg recht jungen Spielern.
Wolfgang Becki startete mit Weiß an Brett 2 „englisch“ mit dem Damenläufer-Bauern. Sein Gegner griff bereits im 6. Zug, einen Figuren-Gewinn drohend, ungestüm an und verlor dadurch selbst einen Bauern. Weiß konnte diese Rückstands-Situation jedoch zunächst nicht in eine klare Gewinn-Stellung überführen, denn Schwarz verteidigte sich mit enormer Zähigkeit.
Der Maxauer Spieler "leistete" sich aber dann einen 16. Zug, von dem er sich einen starken Königsangriff erhofft hatte, wohl einfach zu schnell und falsch kalkuliert. Dieser Fehler kostete ihn einen Läufer, Weiß hatte nunmehr einen klaren materiellen Vorteil. Wolfgang Becki ließ sich durch das folgende Damen-Schach nicht beeindrucken, auch nicht durch weitere Damen-Angriffe unmittelbar danach.
Schwarz zog weiter sehr schnell und überschätzte offensichtlich die Schwachstellen der weißen Position. Er versäumte es deshalb, „umzuschalten“ und rechtzeitig die eigene Defensive zu stärken, vor allem durch früheren Rückzug der Dame und umsichtigere Platzierung der beiden Türme.
Wolfgang Becki konnte dann das erste Partie-Ende melden.
In der zweiten Westheimer Weiß-Partie konfrontierte Leonardo di Caro an Brett 4 seinen Gegner mit der „italienischen“ Eröffnung. Weiß ließ eine sehr anfällige g-Linie zu, die schließlich von einem schwarzen Turm beherrscht und von dem anderen schwarzen Turm bedroht wurde. Diese alles andere als risikoarme Partieanlage hielt die Auseinandfersetzung lange Zeit sehr offen. Schwarz gewann dann zwar noch einen Bauern, spielte aber enorm zögerlich und konnte die Schwächen der weißen Stellung nicht ausnutzen.
Und Schwarz übersah die Gefahr auf der schwarzen langen Diagonale, wo Weiß einen Läufer schon bedrohlich postiert hatte. Ein Abzugs-Schach im 28. Zug war dann der Anfang vom Ende: Weiß gewann einen Turm und musste dafür nur einen Bauern geben. Den Rest der Züge bestimmte dann dieses weiße Übergewicht, Schwarz gab schließlich auf.
Klaus Stadler trat an Brett 1 mit Schwarz gegen den Maxauer Mannschaftsführer an. Dem e4-Start von Weiß begegnete er nicht etwa konventionell, sondern mit dem Flankenbauern-Zug b6, der sofort eine Diagonale für den eigenen Königsläufer öffnet. Sehr verhalten reagierte er auf das sich bildende starke weiße Zentrum. Mit seinem Springerzug nach e7 nahm er seinem Damenläufer erst einmal die Luft, bis er ihn mit einem zweiten Zug desselben Springers befreite.
Weiß drohte eine Springer-Gabel auf dem Feld c7 mit folgendem Qualitätsverlust (Springer und Bauer gegen einen Turm) – Schwarz konnte die Gefahr nur auf Kosten eines zentralen Doppelbauern auf der d-Linie abwenden. Nachdem dieser Doppelbauer aber aufgelöst war, entwickelte sich ein sehr ausgewogenes Spiel, in dem jeder Ausgang möglich schien.
Bald bot Schwarz einen Damenabtausch an, den Weiß aber ablehnte, wohl ein Fehler. Dennoch plätscherte die Partie zunächst weiter vor sich hin, ohne dass eine Gewinnstellung entstanden wäre. Die Wende ergab sich dann durch einen übereifrigen weißen Angriff gegen die nur anscheinend gefährlich postierte schwarze Dame. Der Zug sollte sie verdrängen, wobei einfache Sicherungs-Züge ausgereicht hätten, ohne eine andere Gefahr zu bringen.
So konnte Schwarz ein Schach mit der Dame auf der weißen Grundlinie bieten. Wirklich gefährlich wurde das jedoch erst, als Weiß es auch noch einem der schwarzen Türme gestattete, auf die Grundlinie vorzudringen. Ein - wenn auch schwacher - Gegenangriff bewirkte eine kurze Verzögerung des schwarzen Untergangs, bis die weiße Stellung durch einen schwer nachvollziehbaren Fehlzug völlig zusammenbrach; Weiß gab nach dem 33. Zug auf.
Gerhard Grabau mit Schwarz hatte zunächst einen recht unbequemen Stand, denn sein Gegner konfrontierte ihn mit einer heutzutage sehr selten gespielten Eröffnung, dem "Königsgambit", von Weiß eher schwer zu spielen, gleichzeitig aber von Schwarz eher schwer zu verteidigen. Weiß schwächte allerdings seine Stellung im 13. Zug durch einen erzwungenen Läufer-Rückzug, der sich durch eine rechtzeitige Vorsichtsmaßnahme hätte vermeiden lassen.
Nach einem längeren Abtausch erreichte Schwarz im 26. Zug in der längsten der vier Partien einen Bauerngewinn - solch ein Mehrbauer reicht oft für einen Sieg aus. Ein weiterer Abtausch führte allerdings zu einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, grundsätzlich remisverdächtig. Hinzu kam, dass es beiden Spielern gelang, ihre Bauern unerreichbar für den gegnerischen Läufer zu platzieren. - Schwarz fand sich nach dem Westheimer 3:0-Vorsprung in einer recht komfortablen Situation: Sieg und Gewinn von 2 Matchpunkten standen bereits fest.
Schwarz jedoch wollte mehr, nämlich den leichten Vorteil des Mehrbauern zu einem Sieg ausreizen. - Dies gelang aber nicht: Etliche Züge wurden noch ausgeführt, ohne dass ein Fehler eine Entscheidung gebracht hätte. Im 48. Zug einigten sich die Kontrahenten auf ein Remis, nachdem dieses durch Zug- oder Stellungswiederholung ohnehin längere Zeit in der Luft gelegen hatte.
Fazit: Das 3,5:0,5-Endergebnis für Westheim II sieht nach einem viel klareren Sieg aus, als ihn die Partieverläufe tatsächlich nachweisen. Mit Maxau-Wörth III ist in Zukunft noch stärker zu rechnen.
Übrigens: Von den vier Maxauer Spielern hatte nur einer (Luis Rodriguez an Brett 3) eine Wertungsziffer (DWZ); die überraschende Stärke der Spieler sollte ein weiteres Mal Warnung genug sein, durch voreilige Schlüsse den Gegner zu unterschätzen.